Digestopret: Psyche und Verdauung; Frau atmet tief durch

Psyche und Verdauung – Wie hängt beides zusammen?

Unsere Psyche und unser Verdauungssystem hängen eng zusammen. Das führt dazu, dass sich psychische Belastungen und Stress auf die Verdauung auswirken können. Umgekehrt nehmen Magen-Darm-Erkrankungen aber auf vielfältige Weise auch Einfluss auf das psychische Wohlergehen. Was genau versteht man unter der Darm-Hirn-Achse? Welche Symptome sind typisch für psychisch beeinflusste Verdauungsprobleme? Im folgenden Beitrag erfahren Sie mehr.

Psyche und Verdauung – gegenseitiger Einfluss

Wie beeinflusst der Darm unsere Psyche – und umgekehrt?

Darm und Gehirn, bzw. Verdauung und psychisches Wohlbefinden, sind in unserem Körper eng miteinander verbunden – in beide Richtungen. Konkret bedeutet das, dass sich psychische Belastungen wie Stress oder Angst auf den Darm und das Verdauungssystem auswirken können. Andersherum beeinflussen Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich oder Verdauungsstörungen aber auch die Psyche.

Aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, bei psychischen Erkrankungen auch die Darmgesundheit im Rahmen der Behandlung mitberücksichtigen. Auf der anderen Seite sollte man bei chronischen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts bzw. Verdauungsstörungen immer auch das psychische Wohlbefinden der Betroffenen im Blick behalten.

Wie kommunizieren Darm und Gehirn miteinander?

Die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn findet über unterschiedliche Wege statt: über direkte Nervenbahnen, über Hormone – also Botenstoffe wie das Glückshormon Serotonin – und über indirekte Verbindungen. Dabei findet die Kommunikation in beide Richtungen statt, sprich das Gehirn sendet Informationen an den Magen-Darm-Trakt und dieser übermittelt verschiedene Signale an das Gehirn.

Gut zu wissen: Interessanterweise schickt der Darm deutlich mehr Informationen an das zentrale Nervensystem als andersherum. Viele dieser Signale werden jedoch nicht weiterverarbeitet, sie werden von uns also nicht aktiv wahrgenommen. Andernfalls würde man jede Bewegung bzw. jeden Vorgang im Darm bewusst empfinden, wodurch das Gehirn völlig überlastet wäre. Bei Reizdarm-Patienten wird z. B. vermutet, dass diese mehr der normalen Darmaktivitäten wahrnehmen als gesunde Menschen und diese dann als Beschwerden empfinden.

Was ist die Darm-Hirn-Achse?

Als Darm-Hirn-Achse werden die wechselseitigen Kommunikationswege zwischen Magen-Darm-Trakt und zentralem Nervensystem bezeichnet. Oft wird dabei das Verdauungssystem mit seinen Millionen Nervenzellen auch als sogenanntes „Bauchhirn“ und das eigentliche Gehirn als „Kopfhirn“ bezeichnet. Gemeint ist damit, dass der Magen-Darm-Trakt nicht ausschließlich für die Verdauung der zugeführten Speisen verantwortlich ist, sondern über unterschiedliche Wege auch mit dem zentralen Nervensystem und darüber mit dem gesamten Körper kommuniziert.

Im Einfachen lässt sich das beispielsweise daran erkennen, wie das Hunger- und das Sättigungsgefühl ausgelöst werden. Für beide Gefühle gibt es spezielle Areale im Gehirn. Hier wird gesteuert, ob und in welchem Umfang die jeweiligen „Hunger- oder „Sättigungshormone“ ausgeschüttet werden. Für beide Zustände müssen verschiedene Signale vorliegen, damit entweder die einen oder die anderen Hormone ausgeschüttet werden.

Ein geringer Blutzuckerspiegel regt z. B. das „Hungerzentrum“ an, ein hoher Blutzuckerspiegel das „Sättigungszentrum“. Ebenso können Signale aus dem Magen das „Sättigungszentrum“ aktivieren, beispielsweise werden durch die Dehnung der Magenwand bestimmte Hormone ausgeschüttet. Auch die Zusammensetzung der Nahrung spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie schnell das Sättigungsgefühl einsetzt und vor allem wie lange es vorhält. So sättigen eiweißhaltige Speisen stärker als solche mit einem hohen Kohlenhydratanteil. Hierfür hat der Körper verschiedene Rezeptoren in Magen, Darm und Leber, die die Menge der einzelnen Bestandteile registrieren und die Information an die zentrale Schaltstelle weitergeben.

Darmprobleme – Einfluss der Psyche

Können Darmprobleme psychisch bedingt sein?

Magen-Darm-Beschwerden werden in der Regel durch verschiedene Faktoren begünstigt. Jeder Mensch reagiert anders auf psychische Belastungen wie Stress und Angst. Bei vielen Menschen führen belastende Situationen zu einer vorübergehenden Beeinträchtigung der Verdauung. Nicht umsonst gibt es die Redewendungen „Das schlägt mir auf den Magen“ oder „Das liegt mir wie ein Stein im Magen“. Bei manchen kommt es durch Stress zu Verstopfungen, andere hingegen leiden eher unter Durchfall oder Blähungen und Bauchschmerzen. Meist bessern sich die typischen Symptome schnell wieder, sobald der Stress oder die Angst nachlassen.

Auch bei Betroffenen mit depressiven Verstimmungen oder einer Depression treten häufig begleitend Verdauungsprobleme auf. Dies kann zum Teil eine Nebenwirkung der Medikamente sein, Störungen der Darmaktivität können aber auch durch die psychische Belastung selbst hervorgerufen werden.

Wie wirkt sich Angst auf die Verdauung aus?

Bei jedem Menschen anders – bei manchen reagiert die Verdauung sehr empfindlich auf psychische Belastungen, andere haben bei Angst keinerlei Symptome im Magen-Darm-Bereich.

Typische Verdauungsbeschwerden bei Angst und Stress:

  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Blähungen
  • Bauchschmerzen bzw. -krämpfe

Bei psychischer Belastung kommt es im Körper zur Ausschüttung von Stresshormonen. Diese haben auch Einfluss auf die Darmaktivität und sorgen dafür, dass die Darmpassage beschleunigt wird. Mit anderen Worten, der Darm hat nicht mehr so viel Zeit, das Wasser aus der Nahrung aufzunehmen, der Stuhl bleibt flüssiger und wird auch noch schneller Richtung Darmausgang transportiert – die Folge ist Durchfall.

Bei langanhaltender Belastung oder auch bei Stress kann der Effekt genau gegenteilig sein. Dann wird die Darmaktivität eher gehemmt und die Darmpassage verzögert. Betroffene leiden dann unter Verstopfung.

Kann ein Reizdarm psychisch bedingt sein?

Auch beim Reizdarmsyndrom spielen viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Betroffene leiden unter unterschiedlichen Symptomen wie Durchfall, Blähungen, Verstopfung, Bauchkrämpfen und weiteren Magen-Darm-Problemen. Derzeit ist noch nicht vollständig geklärt, wie es zu der Erkrankung kommt. Feststeht aber, dass einige Risikofaktoren die Beschwerden verschlechtern können. Auch die Psyche spielt eine entscheidende Rolle beim Reizdarmsyndrom.

Besonders bei Betroffenen, die schon länger unter den unangenehmen Beschwerden leiden, wirkt sich die chronische Erkrankung häufig auch auf das psychische Wohlbefinden aus. Die Folge sind depressive Verstimmungen, Angst und Stress, besonders in der Öffentlichkeit und unter anderen Menschen. Deswegen ist es besonders wichtig, die Symptome frühzeitig mit einer geeigneten Behandlung zu lindern, um auch den psychischen Leidensdruck zu verringern.

Mehr über das Reizdarmsyndrom und mögliche Ursachen finden Sie hier: Reizdarm bzw. Reizdarmsyndrom: Ursachen, Risiko- und Einflussfaktoren

Tipps und Hinweise bei „psychischen Verdauungsproblemen“

Was hilft bei psychischen Darmbeschwerden?

Bei Darmbeschwerden, die vor allem auf eine psychische Belastung zurückzuführen sind, sollte zuallererst der Auslöser identifiziert und bestmöglich abgestellt werden.

Ernährung an Stresssituationen anpassen

Wenn die Symptome beispielsweise vor einer wichtigen Prüfung auftreten, lässt sich der auslösende Faktor natürlich nur schwer beseitigen. Aber auch hier können Betroffene darauf achten, ihre Ernährung zeitweise anzupassen und möglichst leicht zu verdauende Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Außerdem hilft Bewegung dabei, eine gesunde Verdauung zu fördern.
Bei chronischem Stress oder dauerhafter emotionaler Belastung sollten Betroffene nach langfristigen Strategien zum Stressabbau suchen, um den negativen Effekten auf die psychische Gesundheit entgegenzuwirken.
Mehr über typische Verdauungsbeschwerden und die verschiedenen Therapieansätze erfahren Sie hier:

  • Verdauungsprobleme: Hausmittel und Tipps für den Alltag
  • Pfefferminze bei anhaltenden oder wiederkehrenden Verdauungsbeschwerden
  • Blähungen und Völlegefühl: mögliche Behandlungen
  • Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe: mögliche Behandlung

Wie kann man einen nervösen Darm beruhigen?

Langfristig über einen gesunden Lebensstil mit einer regelmäßigen, ausgewogenen Ernährung, ausreichend Bewegung im Alltag und vielen geistigen und körperlichen Aktivitäten, die einfach guttun und das individuelle psychische Wohlergehen fördern.

Kurzfristig gibt es auch ein paar Tipps für den Notfall, wenn die Verdauung einmal akut „verrücktspielt“:

  • Atemübungen
  • warmer Kräutertee (z. B. Pfefferminztee)
  • Wärmflasche oder Kirschkernkissen
  • kurzer Spaziergang an der frischen Luft
  • ausreichend trinken
  • Koffein und Alkohol unbedingt vermeiden
  • lieber kleinere Mahlzeiten essen
  • blähende Lebensmittel

Was tun gegen psychische Verstopfung?

Psychisch bedingte Verstopfung tritt vor allem bei chronischem Stress im Alltag auf. Grund dafür sind verschiedene Signale vom zentralen Nervensystem an den Verdauungstrakt, die dazu führen, dass sich die Darmaktivität reduziert. Man könnte auch sagen, der Körper kümmert sich sozusagen erstmal um andere Baustellen und stellt die Verdauung hinten an.

Das führt dazu, dass der Stuhl länger im Darm verbleibt, als er eigentlich sollte. Dadurch wird immer mehr Wasser entzogen, der Stuhl wird fester und kann immer schwerer ausgeschieden werden.

Um das zu verhindern, sollten Betroffene zum einen versuchen, den Stress im Alltag gezielt abzubauen. Ob durch Sport, Meditation, Yoga-Übungen oder ein heißes Bad nach Feierabend ist dabei jedem selbst überlassen. Außerdem spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle bei Verstopfung. Betroffene sollten vor allem viele Ballaststoffe in ihren Speiseplan einbauen. Diese quellen im Darm auf und erhöhen das Volumen des Stuhls. Das erleichtert den Stuhlgang. Ebenso wichtig ist eine ausreichende Trinkmenge.

Psyche und Verdauung – die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick

Betroffene mit Reizdarmsyndrom leiden häufig auch an psychischen Beschwerden. In besonders schweren Fällen kann es so weit kommen, dass diese Menschen eine Depression entwickeln. Meist ist die psychische Erkrankung aber nicht alleine auf das Reizdarmsyndrom als einzigen Auslöser zurückzuführen, sondern es spielen andere zusätzliche Faktoren eine Rolle bei der Entstehung.
Trotzdem sollten Betroffene immer auf Veränderungen ihres psychischen Befindens achten. Im Vordergrund der Behandlung des Reizdarmsyndroms steht zunächst die Linderung der belastenden Beschwerden. Wenn sich diese reduzieren, führt das in der Regel auch zu einer emotionalen Entlastung und die psychischen Beschwerden bessern sich ebenfalls. Wenn nicht, sollten Betroffene auf jeden Fall einmal ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, gegebenenfalls müssen die psychischen Symptome zusätzlich behandelt werden.

Ja, Stress beeinflusst die Verdauung und kann zu Magen-Darm-Problemen führen. Bei manchen äußert sich dies durch Durchfall, andere leiden eher an Blähungen und Verstopfung. Der Magen-Darm-Trakt und das Gehirn kommunizieren über die sogenannte Darm-Hirn-Achse wechselseitig miteinander. Das führt dazu, dass ausgeschüttete Stresshormone auch Einfluss auf die Verdauung nehmen. Dadurch kann sich die Darmaktivität erhöhen oder auch verringern. Für Betroffene bedeutet das dann entweder eine beschleunigte (Durchfall) oder gehemmte Darmpassage (Verstopfung).

Autoren

Autor des Artikels
Dr. med. Jörg Zorn, Medizinjournalist
  • Studium:
    Universitätsklinik Marburg
    Ludwig-Maximilians-Universität in München

  • Berufliche Stationen:
    Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
    Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

    mehr Informationen

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner, Medizinjournalistin
  • Studium:
    Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn-Universität in München

  • Berufliche Stationen:
    Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
    Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung

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