

Ständig Blähungen - wie kommt das?
Haben Sie sich auch öfter schon gefragt, warum Sie immer wieder unter Blähungen leiden? Und wie es sein kann, dass die unangenehmen Beschwerden immer genau dann auftreten, wenn man sich eigentlich auf ein Jobinterview oder eine wichtige Prüfung konzentrieren müsste? Dann sind Sie beim nachfolgenden Interview genau richtig – Betroffene fragen, Mediziner antworten. Lesen Sie, was andere diesbezüglich beschäftigt und was unsere Ärzte für Erklärungen und Ratschläge haben.
Lesedauer: 8 Minuten
Wieso habe ich ständig Blähungen?
Das kann viele Ursachen haben. Es gibt grundsätzlich zwei Wege, wie Blähungen – also übermäßige Luftansammlungen im Darm – zustande kommen. Entweder gelangt das Gas über die Nahrungsaufnahme in den Darm oder es wird im Darm selbst produziert.
In beiden Fällen sind meist falsche Ernährungsgewohnheiten oder ein aus der Balance gebrachtes Verdauungssystem die Ursache. Zwiebeln, Kohl oder große Mengen Obst gehören beispielsweise zu den blähenden Lebensmitteln – zu viel davon auf dem Speiseplan kann besonders bei einem empfindlichen Magen-Darm-Trakt zu unangenehmen Blähungen führen.
Es können aber auch Erkrankungen hinter ständigen Blähungen stecken. Das Reizdarmsyndrom ist beispielsweise sehr verbreitet und äußert sich neben anderen Beschwerden häufig auch durch Blähungen.
Sie wollen mehr darüber erfahren? Lesen Sie hier: Reizdarm bzw. Reizdarmsyndrom: Ursachen, Risiko- und Einflussfaktoren
Was sind Blähungen eigentlich genau oder habe ich vielleicht etwas anderes?
Das ist eine gute Frage, hier kommt es nämlich tatsächlich häufig zu Verwirrungen. Als „Blähungen“ wird eine übermäßige Luft- bzw. Gasansammlung im Darm bezeichnet, sprich „gefangene Luft“. Dabei ist das nicht zu verwechseln mit Flatulenzen.
Denn bei Blähungen befindet sich die Gasansammlung im Darm – abgeschlossen. Das kann dann zu weiteren Symptomen wie Völlegefühl bis hin zu Bauchschmerzen führen. Von Flatulenzen, umgangssprachlich auch als Darmwinde oder „Pups“ bezeichnet, hingegen spricht man, wenn übermäßiges Gas aus dem Darm ausgeschieden wird. Hier kommt es dann zum aktiven Ausstoßen der Luft aus dem Darm – häufig begleitet von einem typischen Geräusch und mitunter auch einem unangenehmen Geruch.
Damit kommen wir direkt zur nächsten Frage: Warum stinkt es manchmal, wenn man pupst und manchmal nicht?
Das hängt in aller Regel davon ab, was genau Sie gegessen haben und wie gut Ihr Verdauungssystem und Ihre Darmflora funktioniert. Denn übelriechende Gase werden meist im Dickdarm von Darmbakterien gebildet.
Nicht alle Bestandteile der Nahrung werden durch Verdauungsenzyme „verdaut“, sondern ein Teil wird von den eigenen Darmbakterien zersetzt. Je nach Bakterienart werden bei diesem Prozess Gase produziert. Ob diese Gasansammlung beim Ausscheiden dann unangenehm riecht, hängt von der genauen Zusammensetzung der produzierten Gase ab. Meist sorgen vor allem schwefelhaltige Verbindungen für einen fauligen Geruch.
Wenn Sie ständig unter übelriechenden Flatulenzen leiden, kann das auch ein Hinweis darauf sein, dass Ihre Darmflora aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Das kommt beispielsweise nach einer längeren Einnahme von Antibiotika vor. Auch ein Magen-Darm-Infekt auf einer Reise kann die eigene Darmflora aus der Balance bringen.
Warum bekommt man von Eiweiß Blähungen?
Blähungen und Flatulenzen entstehen wie schon angesprochen unter anderem beim Zersetzungsprozess durch unsere eigenen Darmbakterien. Diese Darmflora besteht dabei aus vielen unterschiedlichen Bakterienarten, die idealerweise in einem gesunden Gleichgewicht vorhanden sind.
Wenn sich einzelne Bakterienarten vorübergehend übermäßig vermehren, kann das zu unterschiedlichen Beschwerden führen. Bei ständigen Blähungen mit übelriechenden Darmwinden stecken meist sogenannte Fäulniskeime dahinter. Diese Bakterienarten ernähren sich überwiegend von unverdautem Eiweiß und bilden bei dem Zersetzungsprozess die stinkenden Gase.
Sind tägliche Blähungen normal? Oder ist das schlimm?
Wenn Sie ab und zu Blähungen haben – nach dem Essen beispielsweise – ist das zunächst mal kein Grund zur Sorge. Als Faustregel gilt, dass bis zu 20 Mal Flatulenz am Tag völlig normal sind. Erst, wenn Blähungen ohne für Sie erkennbare Ursache übermäßig oft auftreten oder Sie im Alltag darunter leiden, sollte der Sache genauer auf den Grund gegangen werden.
Ihr behandelnder Arzt wird Ihnen dann entsprechende Fragen stellen, Sie einmal gründlich untersuchen und vor allem auch Ihren Speiseplan unter die Lupe nehmen. Erfahrungsgemäß lassen sich entsprechende Auslöser am besten durch ein sogenanntes Ernährungstagebuch herausfinden. Das hilft nicht nur Ihrem Arzt, sondern vor allem auch Ihnen dabei, bestimmte Lebensmittel, Essgewohnheiten oder andere Faktoren in Ihrem Alltag zu identifizieren, die bei Ihnen zu Blähungen führen.
Wer sich gesund ernährt „furzt“ mehr – stimmt das?
Das ist so nicht ganz korrekt, es ist aber etwas Wahres dran. Denn zu einer „gesunden“ Ernährung gehören beispielsweise auch viele Ballaststoffe. Diese werden zum Teil von den Darmbakterien im Dickdarm zersetzt, wobei vermehrt Gase entstehen können.
Wenn man regelmäßig ballaststoffreich isst, gewöhnen sich die Darmflora bzw. das gesamte Verdauungssystem sozusagen daran und es kommt normalerweise nicht zu Beschwerden. Wenn man allerdings seine Ernährung plötzlich umstellt – also vorher beispielsweise nur sehr wenig Ballaststoffe gegessen hat und dann von einem Tag auf den anderen sehr viele zu sich nimmt –, kann das schon zu vermehrten Blähungen führen. Diese vergehen aber in der Regel mit der Zeit, wenn sich Ihr Verdauungssystem entsprechend auf die ballaststoffreichere Ernährung eingestellt hat.
Können Blähungen psychisch bedingt sein?
Psyche und Verdauungssystem hängen tatsächlich eng zusammen. Das kann dazu führen, dass manche Betroffene in Stresssituationen unter Verdauungsbeschwerden leiden. In welcher Form sich diese äußern, ob durch Blähungen, Durchfall oder Bauchkrämpfe, ist dabei individuell sehr verschieden. Es kann also durchaus sein, dass Sie vor Prüfungen, Bewerbungsgesprächen oder in sonstigen Situationen, die Sie emotional belasten, verstärkt unter Blähungen leiden.
Mediziner sprechen bei der Verbindung zwischen Psyche und Verdauungssystem auch von der sogenannten Darm-Hirn-Achse.
Wenn Sie mehr zum gegenseitigen Einfluss erfahren möchten, lesen Sie hier: Psyche und Verdauung – Wie hängt beides zusammen?
Übermäßige Luft im Darm muss nicht immer nur unten entweichen – Was bedeutet es, wenn ich ständig Luft aufstoße?
Luft im Verdauungstrakt kann über drei Wege entweichen:
Erstens, die Gase werden über die Darmwand ins Blut aufgenommen, also resorbiert.
Zweitens, die Luft wird Richtung Darmausgang transportiert und dort ausgeschieden – als Darmwind.
Die dritte und letzte Möglichkeit ist das Entweichen der Luft über die Speiseröhre und den Mund – also Aufstoßen.
Vermehrtes Aufstoßen deutet dabei meist auf eine vermehrte Gasansammlung im Magen und vorderen Darmabschnitt hin. Diese Luft kann entweder beim Essen „verschluckt“ worden und so in den Magen gelangt sein. Das passiert beispielsweise besonders schnell bei hektischem Essen im Gehen. Das Gas kann aber auch durch kohlensäurehaltige Getränke in den Magen gekommen sein. Wenn Sie häufig aufstoßen müssen, sollten Sie daher als erste Maßnahme versuchen, stets langsam und in Ruhe zu essen und kohlensäurehaltige Getränke zu vermeiden – oder zumindest vorübergehend nur in geringen Mengen zu trinken.
Können Blähungen auch schlimme Ursachen haben, z. B. von einer Darmerkrankung kommen?
Ja, in seltenen Fällen können Blähungen ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Darmerkrankung sein. Sehr häufig ist dabei das Reizdarmsyndrom. Hier kommt es neben Blähungen typischerweise noch zu anderen Beschwerden wie Verstopfung, Völlegefühl aber auch Durchfällen und Bauchkrämpfen.
Andere Ursachen können chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sein wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Hier haben Betroffene in der Regel aber deutlich schwerere Symptome als beispielsweise beim Reizdarmsyndrom und es kommt zusätzlich noch zu anderen Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Trakts.
Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, lesen Sie hier: Darmprobleme: Reizdarm oder chronisch-entzündliche Darmerkrankung – wo sind die Unterschiede?

Dr. med. Jörg Zorn, Medizinjournalist
Studium:
Universitätsklinik Marburg
Ludwig-Maximilians-Universität in MünchenAsklepios Klinik St. Georg, Hamburg
Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

Dr. med. Monika Steiner, Medizinjournalistin
Studium:
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn-Universität in MünchenBerufliche Stationen:
Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung

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