

Unsere Verdauungsenzyme: kurz und einfach erklärt
Verdauungsenzyme sind spezielle Proteine und ein relevanter Bestandteil unseres Verdauungssystems. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Verwertung der Nahrung und sind unter anderem wichtig, damit die verschiedenen Nährstoffe und Vitamine auch tatsächlich vom Körper aufgenommen werden können. Wie genau das funktioniert und welche unterschiedlichen Arten es gibt, erfahren Sie in folgendem Beitrag.
Lesedauer: 9 Minuten
Inhaltsverzeichnis
1. Was sind Verdauungsenzyme und welche Funktion haben sie bei der Verdauung?
2. Welche Enzyme sind wichtig für die Verdauung?
3. Wie merkt man, dass Verdauungsenzyme fehlen?
4. Wichtige Fragen und Antworten
Was sind Verdauungsenzyme und welche Funktion haben sie bei der Verdauung?
Enzyme sind komplex aufgebaute Eiweißmoleküle, die je nach Struktur unterschiedliche Funktionen haben. Grundsätzlich sind Enzyme an bestimmten Stoffwechselvorgängen beteiligt und beschleunigen diese oder sind dafür verantwortlich, dass die Prozesse überhaupt erst in Gang gesetzt werden.
Verdauungsenzyme übernehmen die Feinarbeit
Verdauungsenzyme spalten die Nahrung in ihre einzelnen Bestandteile auf. Sie übernehmen also sozusagen die Feinarbeit bei der Verdauung. Das beginnt bereits im Mund. Hier sind im Speichel spezielle Enzyme enthalten, sogenannte Amylasen, die Kohlenhydrate zerteilen – sprich Zuckermoleküle „zerlegen“. Im Mund finden also gleich zwei wichtige Vorgänge für die Verdauung statt, zum einen werden die Speisen durch das Kauen grob zerkleinert. Zum anderen wird die Nahrung mit Speichel vermischt und so den ersten Enzymen ausgesetzt.
Auch Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse produzieren wichtige Enzyme
Im Magen werden dann noch weitere Enzyme produziert. Auch Dünn- und Dickdarm setzen Verdauungsenzyme frei, hier kommt der Großteil der am Verdauungsprozess beteiligten Enzyme jedoch aus der Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt. Hier werden verschiedenste Enzyme produziert, die dann über einen dünnen Gang direkt in den Darm abgegeben werden.
Prinzipiell werden verschiedene Arten von Verdauungsenzymen unterschieden. Grob zusammengefasst gibt es welche, die Eiweiße zerkleinern, welche, die Fette aufspalten und welche, die Kohlenhydrate zerteilen.
Welche Enzyme sind wichtig für die Verdauung?
Verdauungsenzyme werden meist in drei Kategorien aufgeteilt, abhängig davon, welche Nährstoffe sie aufspalten.
Eiweißverdauung:
Proteine werden von der Gruppe der Proteasen zerteilt. Diese werden zum großen Teil in der Bauchspeicheldrüse produziert. Eiweiße bestehen chemisch betrachtet aus vielen einzelnen kleinen Aminosäuren, die miteinander zu langen Ketten verbunden sind. Diese Ketten werden von den Proteasen aufgetrennt und so werden die Proteine im Verdauungstrakt wieder in ihre einzelnen Aminosäuren aufgespalten und können anschließend über die Darmwand aufgenommen werden.
Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind beispielsweise Trypsin, Chymotrypsin, Pepsin und Elastase.
Fettverdauung:
Fette bestehen aus chemischer Sicht aus einzelnen Fettsäuren. Diese werden durch Lipasen, eine weitere spezielle Enzymgruppe, aus den großen Fettmolekülen abgespalten. Lipasen werden vor allem im Magen produziert, aber auch in der Bauchspeicheldrüse. Damit die Lipasen ihre Wirkung entfalten können, wird außerdem Gallensäure benötigt. Diese bewirkt, dass sich Fett- und Nicht-Fettbestandteile im Speisebrei vermischen und eine sogenannte Emulsion entsteht. Nur so können die Lipasen auch tatsächlich die Fette zersetzen.
Kohlenhydratverdauung:
Kohlenhydrate sind chemisch betrachtet Zuckerketten, entweder Einfachzucker oder Mehrfachzucker. Beim Verdauungsprozess werden diese Zuckerketten aufgespalten und anschließend ins Blut aufgenommen. Diese Aufspaltung wird von verschiedenen Enzymen durchgeführt. Bekannte Enzyme bei der Kohlenhydratverdauung sind beispielsweise Amylase, Galaktosidase, Laktase, Maltase und Cellulase.
Wie merkt man, dass Verdauungsenzyme fehlen?
Ein tatsächlicher Enzymmangel, also wenn Betroffenen einzelne oder mehrere Verdauungsenzyme fehlen, ist meist mit unangenehmen Beschwerden verbunden. Welche Symptome auftreten, hängt davon ab, welches Verdauungsenzym fehlt. Man spricht in solchen Fällen dann auch von einer echten Lebensmittelunverträglichkeit.
Unverdaute Laktose sorgt im Dickdarm für Beschwerden
Ein sehr bekanntes Beispiel ist die Laktoseintoleranz. Bei diesen Betroffenen produziert der Körper zu wenig Laktase. Das führt dazu, dass Milchzucker (Laktose) größtenteils nicht aufgespalten werden kann und dadurch unverdaut bleibt. Wenn Betroffene nun trotzdem Milchzucker zu sich nehmen, wird dieser unzerteilt in den Dickdarm transportiert, wo er von den eigenen Darmbakterien zersetzt wird. Bei diesem sogenannten Vergärungsprozess entstehen Gase und Fettsäuren, was dann zu typischen Beschwerden wie Blähungen und Durchfall nach dem Verzehr von Milchprodukten führt.
Fruchtzucker und Histamin können auch zu Symptomen führen
Andere Formen von Enzymmangel sind beispielsweise die Fruktoseintoleranz, wenn der Körper zu wenig fruchtzuckeraufspaltende Enzyme produziert. Auch die Histaminintoleranz ist relativ häufig. Hier können Betroffene kein Histamin abbauen, weil ihnen das entsprechende Enzym fehlt. Dieser Mangel äußert sich dann nach dem Verzehr von histaminhaltigen Lebensmitteln unter anderem durch Allergie-ähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Juckreiz und Hautrötungen, Übelkeit, Durchfall oder auch Bauchschmerzen.
Ist es sinnvoll, Verdauungsenzyme einzunehmen?
Das hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Wenn Sie den Verdacht haben, dass bei Ihnen eine Lebensmittelunverträglichkeit vorliegt, sollte dies zunächst durch verschiedene Tests näher untersucht werden. Abhängig von dem jeweiligen Verdacht, kommen dafür verschiedene Untersuchungen in Betracht. Welche sinnvoll ist, entscheidet letztlich Ihr behandelnder Arzt.
Die richtige Dosierung ist entscheidend
Wenn beispielsweise eine Laktoseintoleranz vorliegt, ist es möglich, das fehlende Enzym Laktase bei dem Verzehr von laktosehaltigen Milchprodukten in Form von Tabletten einzunehmen. Die genaue Dosierung hängt von der Menge der Milchprodukte ab und erfordert von den Betroffenen etwas Übung.
Andere Lebensmittelunverträglichkeiten lassen sich oft nicht so einfach durch die Einnahme eines Enzyms behandeln. Hier steht bei der Behandlung meist eine Ernährungsumstellung im Vordergrund, bei der die auslösenden Lebensmittel möglichst reduziert werden.
Ob und in welcher Form die Einnahme von Verdauungsenzymen sinnvoll ist, hängt also von dem Enzymmangel ab.
3. Unsere Verdauungsenzyme – die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick
Tatsächlich gibt es einige Lebensmittel, die von Natur aus reich an Verdauungsenzymen sind. Dazu gehören unter anderem:
• Papaya: Papain für die Eiweißverdauung
• Ananas: Bromelain für die Eiweißverdauung
• Bananen: Amylase und Maltase für die Kohlenhydratverdauung
• Sauerkraut: Lipase und Proteasen für die Fett- und EiweißverdauungZusätzlich gibt es noch weitere Lebensmittel, denen eine stimulierende Wirkung auf die körpereigene Produktion von Verdauungsenzymen zugesagt wird. Dazu zählen beispielsweise Ingwer, Knoblauch und Fenchel.
Verdauungsenzyme müssen nur eingenommen werden, wenn ein tatsächlicher Mangel an einem oder mehreren Enzymen vorliegt. Ob das der Fall ist, kann durch einen Besuch in der Arztpraxis mit Hilfe verschiedener Tests herausgefunden werden.
Wenn Sie unter ständig wiederkehrenden Verdauungsbeschwerden leiden, ist es daher ratsam, diese einmal ärztlich untersuchen zu lassen, um die genaue Ursache herauszufinden.

Dr. med. Jörg Zorn, Medizinjournalist
Studium:
Universitätsklinik Marburg
Ludwig-Maximilians-Universität in MünchenAsklepios Klinik St. Georg, Hamburg
Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

Dr. med. Monika Steiner, Medizinjournalistin
Studium:
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn-Universität in MünchenBerufliche Stationen:
Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung

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